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Minigeschichten von den Philippinen
Auch heute gibt es eine Geschichte in mehreren Teilen, die ich schon mal erzählt hatte. Beim nächsten mal kommt dann wieder mal etwas neues. 

Lena und Jesus


1. Teil
In den frühen Tagen unserer Operation in Dona Helene hörte ich den Namen Lena
zum ersten mal. Nicht lange danach fanden Raffi (meine rechte Hand) und ich heraus,
dass sie mit dem Manager von Horizon Trading herum voegelt um
bessere Grading Ergebnisse fuer ihr Erz zu bekommen. Aber als ich meine ersten
Begegnungen mit Lena hatte, wusste ich das natuerlich noch nicht.

Irgendwann waren wir im Chromerzgeschaeft die totalen Anfaenger
gewesen und dazu kam, dass ich damals eben auch ein Philippinenanfaenger
war. Das sollte sich in den naechsten Monaten auch in der Form von
Lehrgeld zeigen. Der Vorschlag im Chromgeschaeft Geld zu verdienen, kam
vom Onkel meiner Frau. Das war im Oktober 1987 gewesen, damals waren wir
ja noch in Cebu und hatten noch nicht entschieden, womit wir unsere
“Broetchen” verdienen wollten.

Dinagat war sehr reich an Chromerz in meist hoher Konzentration, aber 
natuerlich gab es auch minderwertigen Mist. Auf den erwaehnten Vorschlag
hin, bin ich dann auch nach Surigao geflogen (kostete damals von Cebu 
388 Pesos), und geflogen sind wir mit einem “Sunriser”. Da hatte man 
das Gefuehl, der rutscht mit dem Bauch auf der Startbahn herum, 
so niedrig war der gebaut.

Nachdem ich in San Jose angekommen war, fuhr ich dann auch mit Indays 
Onkel nach Dona Helene. Damals wurde nur dort nach Erz
gebuddelt, alle anderen Gebiete kamen nach und nach dazu und etliche 
davon wurden von uns entwickelt. Dort sah ich
dann auch zum ersten Mal die ganzen Chromhaufen auf der Plaza des
Dorfes. Und ich bekam einen ersten “Lehrgang” ueber Chromerz von Elvin.
Allerdings war mir damals nicht klar, dass Elvin selbst nicht viel wusste.
Chromerz kam in zwei verschiedenen Arten vor: Als gebrochene Steine mit
Erz drin und je schwaerzer das ganze war umso hoeher war der
Chromgehalt. Und man fand eben den schwarzen Chromsand, der aus der Erde
gewaschen wurde. Das der Eisengehalt auch eine Rolle spielte, wusste
Elvin nicht und ich lernte es erst spaeter.

Damals gab es nur drei Kaeufer fuer Chromerz: Elvin, neben Joel der
einzige der Ecleos, mit denen ich auf lange Sicht ein besseres
Verhaeltnis hatte; Lorenzo, der mit seinen Geschwistern spaeter bei uns
Partner werden sollte; und Erwin, ein Filipino ueber den es an anderer
Stelle einmal eine eigene Geschichte geben wird. Beliefert hatten die
drei eine Firma namens Philip Brothers, die aber schon im Dezember 1987
an Horizon Trading Inc. verkaufte.

Ich fragte um Erlaubnis, ob ich mir Proben nehmen durfte, und
sammelte einige “Samples” ein. Nur Erwin wollte mir nichts geben, aber
ich nahm mir trotzdem drei Erzbrocken. Nachdem ich mich laenger mit
Lorenzo und Elvin unterhalten hatte, traf ich auch noch den Barangay
Captain, der natuerlich hoffte, dass wir auch Kaeufer werden wuerden,
denn das Barangay und damit auch er kassierten ja mit. Denn fuer jede
“Can” (leere Oeldosen mit 17 Liter Inhalt) mussten wir dem Dorf 50
Centavos abtreten. Diese Cans waren die “Kaufeinheit” und eine Can
Erzgestein kostete 20 Pesos. Der Chromsand war billiger, da kostete eine
Can nur 14 Pesos.

Anschliessend fuhren wir zurueck nach San Jose und am naechsten Tag
machte ich mich auf den Weg nach Cagayan de Oro um mit Ferrochrome zu
sprechen, einer Firma in Tagoloan bei Cagayan. Nach meiner Ankunft rief
ich vom Hotel aus dort an und bekam einen Termin fuer dan naechsten Tag
um zwei Uhr. Puenktlich sprach ich dann auch bei Ferrochrome vor und
traf zum erstenmal den Herrn Weber, einen Oesterreicher, der die Firma
seit 1982 leitete. Ferrochrome war damals im Besitz der oestereichischen
VOEST Werke. (Herr Weber starb im Februar 1998, als ein Flugzeug der
Cebu Pacific in der Naehe von Gingoog/Claveria gegen einen Berg flog.)

Herr Weber war sehr interessiert Chromerz zu kaufen und erklaerte mir
auch die Bedingungen und Ansprueche der Firma. Danach machten wir eine
Firmenbesichtigung und bei dieser Gelegenheit lernte ich auch wie man
Proben richtig nimmt, da gerade ein Frachter entladen wurde.

Am naechsten Tag fuhr ich nach Dinagat zurueck.

Danach ging es wieder nach Dona Helene und dort verhandelten wir mit
einigen “Bergleuten”, die gerne fuer uns produzieren wollten. Man musste
diese Leute finanzieren, bis eben die Produktion angelaufen war, was im
allgemeinen 2-4 Wochen dauerte. Denn die brauchten ja auch was zu essen
in dieser Zeit des Vorlaufes. Es gab aber auch freie “Miner”, die
immer an den lieferten, der Bargeld hatte, und das wurde dann auch
unser Anfang. Wir finanzierten aber auch drei Gruppen, damit wir spaeter
auch eigene Produktion haben wuerden. Die Finanzierungkosten kamen auf
6-10 Tausend Pesos pro Gruppe, der Betrag wurde dann von der Produktion
einbehalten. Die Bergleute bekamen kein Gehalt, sondern wurden pro Can
bezahlt. Gute Produktion hiess auch gutes Einkommen fuer die Gruppe und
die fleissigen verdienten recht gut. Das Erz wurde vom Abbaugebiet in
Saecken von Traegern oder mit Carabao zur Plaza transportiert, dort
gemessen und gelistet und am Abend wurde bezahlt. Freie Bergleute
bekamen ihr Geld sofort nach der Lieferung.

Im Schnitt kamen vom ersten Tag an etwa 2-4 Tonnen des Erzes taeglich
bei uns auf der Plaza an. Das sollte natuerlich besser werden, wenn
dann die eigene Produktion lief. Nach etwa drei Wochen begann der erste
“Open Pit” zu produzieren. (Open Pit ist die englische Bezeichnung fuer
Tagebau) Innerhalb einer weiteren Woche folgten die beiden anderen
Gruppen und nun erreichten wir an manchen Tagen ueber 10 Tonnen. Aber
leider standen die Bergleute fast immer bei uns in der Kreide, denn sie
kamen nie auf den Punkt mal ohne Vorschuss zu leben und eben nur zu
verbrauchen, was sie wirklich verdient hatten. Da taeglich abgerechnet
wurde, waere das ja einfach gewesen. Aber das hatte sich in vielen
anderen Branchen in den Folgejahren auch bestaetigt. (Ich frage mich
wie die grossen Firmen das handhaben?)

Eines Morgens kam ich nach Dona Helene, um mir die Produktion der
letzten Tage anzusehen, und musste feststellen, dass die Lieferungen um
bis zu 70% zurueck gegangen waren und unser groesster Schuldner schon
seit Tagen nichts mehr geliefert hatte.

“Was ist denn da los?” fragte ich, “warum kommt da nichts mehr vom Pedio?”

“Das kauft alles die Lena,” erklaerte mein Schwager.

“Und wer ist Lena?” kam meine Gegenfrage……


Fortsetzung folgt
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RE: Minigeschichten von den Philippinen - von Kaithoma - 12-02-2025, 15:20

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