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Mir ist gerade eingefallen, dass wir Ihn und seine Freundin Anfang 1989 nochmal in Cebu trafen. Da gab es ein neues deutsches Restaurant in einer Arkade zwischen Mango Street und Ramos und dort haben meine Frau und ich gegessen und er kam mit seiner Freundin rein. Wir haben uns mit ihnen unterhalten und sie hatten erzählt, dass das Geschäft, das sie von meiner Frau übernommen haben leider den Bach runterging. Das Restaurant gab es bereits ein Jahr später nicht mehr. Der Name war glaube ich Black Asparagus, aber ich bin mir nicht sicher.
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Da ich die letzte Geschichte ja schon mal vor 17 Jahren erzählt hatte, gibt es heute wieder was ganz neues. Erlebt habe ich das im Jahr 2002, als ich noch relativ neu im Fischexport war und noch mit Jezalyn Fishing und Vincio zusammengearbeitet hatte.
Die Flaschenpost Teil 1
Wie üblich bin ich damals so gegen 10 Uhr ins Büro gegangen, denn vorher waren die ganzen Fischer da, und da konnte man nicht vernünftig arbeiten. Ich sollte damals ein Exportgeschäft für Fischexport aufbauen. Begonnen hatte das alles im Februar 2002 und war anfangs doch nicht ganz so einfach. Kommerzielle Kunden über das Internet im Fischexport zu finden benötigte viel Zeit. Jezalyn Fishing hatte etwa 15 eigene Boote und etwa 75 Boote, die sie finanzierten. Der Eigentümer war Vincio, der an meinem Konzept sehr interessiert war und damit begann die Exportsuche. Die ersten Lieferungen gingen für ganze Fische in die USA, was aber an der Westküste wegen der vietnamiesischen Konkurrenz preislich nicht einfach war, und mit der Ostküste blieb es bei einem Versuch, denn die Fracht war teuer und es dauerte im Schnitt 12-18 Stunden länger, als Lieferungen nach LA oder San Francisko. Das war nun der Grund, warum ich bei Vincio im Büro saß und diese Geschichte erlebt habe.
Gegen 11 Uhr kam Lydia, die Frau eines Fischer ins Büro mit einer grünen Flasche im Arm. Sie ging zuerst zu Dingding, die eigentlich für jeden, der ins Büro kam, die erste Ansprechstation war. Nachdem Lydia geredet hatte, schicke Dingding sie zu mir. Lydia kam also an meinen Schreibtisch und begann zu erzählen: Vor vier Tagen, war mein Mann mit seiner Crew noch im Moro Golf und sie fischten dort für Thunfische. Thunfischfang auf den Philippinen wird meist von kleinen Ruderbooten aus gemacht, aber viele hatten auch ein Netz dabei. Leider lief es an jenem Tag nicht so gut, als plötzlich ein Besatzungsmitglied auf die vielen springenden Fische hinwies, die gerade mal so in 200 Meter Entfernung aus dem Wasser sprangen. Hier waren wohl größere Fische auf der Jagd nach kleineren. Sofort wurde der Motor angelassen und das Boot fuhr in Richtung der springenden Fische. Das Netz wurde zu Wasser gelassen und man kreiste den Schwarm sozusagen ein. Als das Netz unten geschlossen war und man begann es einzuholen, wusste man bereits, dass man einen guten Fang gemacht hatte. Am Ende zählte man über 7000 Kilo Skipjack Thunfisch und 7 große Gelbflossen-Thunfische. Diese hatten unter den Skipjacks gejagt, weswegen die sprangen um den direkten Angriffen zu entgehen. Als man das Netz lehrte, fand man dann auch die grüne Flasche. Lydias Mann begutachtete die Flasche und sah im Sonnenlicht, dass etwas drin war. Ein Stück Papier...eine Schatzkarte vielleicht? Das SOS eines gestrandeten Seemannes? Ein Liebesbrief von vor langer Zeit?
Fortsetzung folgt
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Die Flaschenpost Teil 2
Lydias Mann beschloss die Flasche nicht zu öffnen, was mich im Nachhinein sehr verwunderte. Und deswegen steht Lydia nun vor mir. Sie gab mir die Flasche und ich schaute sie mir an. Es war eine typische grüne Weinflasche und sie war mit einem Korken verschlossen worden. "Lydia", sagte ich, "eines steht jetzt schon fest; diese Flasche ist nicht alt. Also eine Schatzkarte werden wir darin sicher nicht finden. Darf ich die Flasche öffnen?"
Lydia nickte und ich holte mein Schweizer Messer hervor (ich trage seit meiner Kndheit immer eines mit mir herum), öffnete den Korkenzieher und begann ihn in den Korken einzudrehen. Ich klemmte die Flasche zwischen meine Beine und zog den Korken heraus. Danach drehte ich die Flasche um, aber das Stück Papier war natürlich nicht mehr eng gerollt und kam nicht heraus. Auch meine Versuche das Papier mit einer Pinzette herauszuholen scheiterten. "Wir müssen wohl die Flasche kaputt machen, wenn wir den Zettel heben wollen. Ich kann das so machen, dass sie dabei nicht wirklich bricht und hinterher wieder zugeklebt werden kann, ohne dass man allzuviel sieht." erzählte ich. Lydia nickte und ich besorgte einen Eimer Wasser, Schnur und Eis. Das Eis kam ins Wasser, die Schnur legte ich im oberen Drittel der Flasche um sie herum und begann die Schnur nun schnell hin und her zu bewegen, um Reibungshitze zu erzeugen, Als nach etwa fünf Minuten die Schnur zu qualmen begann, tauchte ich die Flasche blitzschnell ins Eiswasser, es knackste und ich riss die Flasche heraus. Jetzt konnte ich das Oberteil der Flasche abheben. Es war nur sehr wenig Wasser eingedrungen und ich nahm das Papier heraus.
Lydia nahm das obere Flaschenteil in die Hand, strich mit dem Finger über den Bruchrand, schnitt sich ein wenig und fragte: "Wieso bricht das so sauber?" "Weil wir durch das Rubbeln mit der Schnur Hitze erzeugt haben und als das Glas blitzschnell abgekühlt wurde brach es sauber entlang der erhitzen Linie. So haben wir als Jugendliche beim Campng Gläser hergestellt und wenn man die Ränder mit Sandpapier etwas entgrätet kann man daraus sogar trinken." erklärte ich. Ich wendete mich dem Papier zu und rollte es vorsichtig auf. Da war einiges drauf geschrieben: Ich las vor:
My name is Christian McMahon and i am 12 years old. I am with my parents on Board of the Cruise ship Crown Princess along the pacific Mexican coast. If this bottle is ever found please send me card or a letter or give me a call. Thank you very much. Es folgte das Datum: 6-30-1999 Die Flasche war über drei Jahre unterwegs gewesen.
Es folgten eine Adresse und Telefonnummer in Maine, die ich hier nicht reinschreiben werde. Auch wurde der Name von mir verändert.
Lydia war ganz aufgeregt und erkundigte sich bei mir genau, wo genau die Flasche denn ins Wasser geworfen wurde. Da Vincio in seinem Büro eine Weltkarte neben einer Phlippinischen Karte an der Wand hatte, konnte ich ihr zeigen, wo das Schiff unterwegs gewesen war. Mittlerweile waren die anderen Leute im Büro neugierig geworden und schauten sich das auch auf der Karte an. Sie unterhielten sich nun auf Visaya mit Lydia und ich ging zurück an meinen Schreibtisch. Nach einigen Minuten setzte sich jeder wieder auf seinen Platz und Lydia fragte, ob wir da wohl anrufen könnten. Ich fragte Vincio um Erlaubnis, da es ja nichts geschäftliches war und er stimmte zu.
Fortsetzung folgt
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Die Flaschenpost Teil 3
Ich checkte die Zeit, es war fast 11 Uhr und da würde es in Maine 11 Uhr nachts sein. Um eine solche Zeit wollte ich natürlich niemanden stören. Das sagte ich zu Lydia und wir verabredeten, dass wir uns am nächsten Morgen um 8 Uhr im Büro treffen würde..
Am nächsten Tag kam ich wenige Minuten nach 8 Uhr ins Büro und siehe da, Lydia war schon da. Ich wählte also die Nummer und nach wenigen Sekunden warten klingelte es: "Hello" klang es aus dem Hörer und ich fragte, ob wir mit der Familie McMahon verbunden seien, was bejaht wurde. Ich begann also die Geschichte vom Fund der Flaschenpost zu erzählen. Die Frau am enderen Ende war begeistert, dass die Flaschenpost eine solch lange Reise hinter sich hatte. Wir reden ja von guten 20000 Kilometern. Leider sei ihr Sohn nicht hier, der die Flasche seinerzeit ins Meer geworfen hatte. Der sei auf einem Pfadfindertreffen, würde aber am Sonntag abend zurück kommen und dann könnten wir das am Montag wiederholen. So verblieben wir dann und damit war die Geschichte für ein paar Tage aufs Eis gelegt worden. Lydia ging mit ihrer Flaschenpost nach Hause.
Am nächsten Montag Morgen stand sie wieder auf der Matte und wir wiederholten den Anruf. Dieses Mal meldete sich der Junge selbst und war ganz aufgeregt, als ich ihm die Geschichte des Fundes erklärte und er zu verstehen begann, dass seine Flasche einmal um die halbe Erde geschwommen war. "Was für eine tolle Geschichte, das werde ich alles meinen Freunden bei den Pfadfindern erzaählen. Die hatten mich damals ausgelacht, als ich nach meiner Rückkehr von der Kreuzfahrt erzählte, dass ich eine Flasche ins Meer geworfen hatte." Dann verabschiedete ich mich und wünschte ihm weiterhin viel Glück und viel Erfolg bei seinen Pfadfinderfreunden. Ich bot ihm noch an, das zu bestätigen, falls sie ihm nicht glauben sollten.
Damit dachte ich eigentlich, dass die Geschichte erledigt wäre. Aber trotz den langen Jahren auf den Philippinen kannte ich meine Pinoys scheinbar doch nicht gut genug. Etwa zwei Wochen später bekam ich nämlich einen Anruf von Christians Mutter; sie hatte sich damals meine Nummer aufgeschrieben. Sie klang sehr erbost und ich bekam schon langsam eine dumpfe Ahnung, was da passiert sein könnte. Lydia hatte nämlich mit der Hilfe eines Freundes, der gutes Englisch sprach, dort angerufen und gejammert wie arm sie seien, und dass sie nie genug zu Essen hätten und gutmütig wie Frau McMahon war, hatte sie mit Western Union 100 Dollar geschickt, das war ihr die Freude ihres Sohnes wohl wert. Aber es folgten nach den ersten 100 Dollar weitere Bettelanrufe, zum Teil mitten in der Nacht und sie war wirklich verärgert und schimpfte mich, wie ich das zulassen könnte. Ich erklärte, dass ich keine Ahnung hatte was da passiert war und das niemals gebilligt hätte. Sie hätte ja auch nicht vom Büro aus angerufen. Ich versprach ihr, dass ich mit Lydia reden würde.
Am nächsten Tag, als Lydia ins Büro kam um die Abrechnung der Fänge zu bringen, sprach ich sie an und schimpfte kräfitg mit ihr. Ich sagte ihr auch, dass Vincio sehr verärgert sei und wenn sie nicht aufhören würde, würde er das Boot ihres Mannes nicht mehr finanzieren. Natürlich hatte ich Vincio´s Erlaubnis vorweg eingeholt. Und damit hörten die Bettelanrufe auf.
Aber das endgültige Ende kam wohl einige Monate später, als Lydias Mann erkrankt war und sie dort anrief um um Geld zu betteln für das Krankenhaus. Die Nummer war nicht mehr in Betrieb und die McMahons hatten wohl lieber einen Telefonnummernwechsel gemacht, als nochmal von Lydia belästigt zu werden.
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Märchenstunde
Auch ein alter Hase wie ich kann hier auf die Schnauze fallen und enttaeuscht werden.
Im Januar 1988 hatten wir ein grosses Pumpboot gekauft, die Geosally, später Bayreuth, von der ich ja erzählt hatte. Üeber dreissig Meter lang - fuer 150 Passagiere zugelassen - Ladekapazitaet von 35 Tonnen - und nicht aus Sperrholz sondern aus solidem Holzplanken gebaut.
Mit diesem Boot kam ein 13 jaehriger Junge - ohne Schule - der auf dem Boot kochte; elternlos und wir uebernahmen ihn. Integrierten ihn in die Familie und schickten ihn zur Schule und da er nur vier Klassen fertig machen wollte - er fuehlte sich albern unter all den Kindern - hat er fuer uns seitdem immer gearbeitet. Wir haben ihn fair behandelt, haben ihm ueberdurchschnittliches Gehalt bezahlt und als er 2001 heiratete die Hochzeitsfeier bezahlt.
Er kam mit uns nach General Santos und arbeitete in unserem Export Geschäft. Er verdiente durchschnittlich im Monat 15000 Pesos und hatte obendrein freie Unterkunft, und noch eine Menge freies Essen, wie Reis, Fisch von den Käufen usw.
Im Februar 2008 hoerten wir auf mit dem Export und er ging mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in das Dorf aus dem sie stammte.
Waehrend meiner Abwesenheit in den letzten Tagen - wir waren ja von Ende Februar bis Ende Auguast 2008 6 Monate auf einer Philippinenrundreise - flatterte eine Klageschrift ins Haus. Von der DOLE (Department of Labor and Employment) und er schuldigt uns an das wir die Arbeitsgesetze vielfach verletzt haetten. Wir hatten natuerlich alle notwendigen Papiere und koennen beweisen, dass wir sie nicht verletzt hatten - in keiner Weise - weder mit Ueberstunden oder Feiertagsarbeit wie er behauptete. (das war zweite mal das ich mit dem Arbeitsgericht zu tun hatte)
Was mich so enttaeuscht hat, ist natuerlich die Tatsache dass wir ihn praktisch seit seinem 13. Lebensjahr gross gezogen haben.
Aber nun kommt der Hammer von seiner Frau. Diese sagte naemlich, dass sie - als sie noch "bescheissen" konnten beim Wiegen des Fisches (oooops -da gabs schon manchmal unerklaerliche Unterschiede von 3-4 Kilos) - haetten sie neben dem Gehalt 20000 Pesos monatlich zusaetzlich verdient und nun muesse ich ihnen fuer die Monate, nach der Ankunft meines Schwagers 2005, alle Monate nachbezahlen. (seit damals hatte der das Wiegen übernommen) Ich hatte das damals als Unterschiede der Waagen angesehen, aber 3-4 Kilos bei 270 Pesos Kilopreis sind schnell mal ein Tausender.
Erst hab ich lauthals gelacht - man verlangt Nachzahlung weil man zwischen August 2005 und Februar 2008 nicht mehr "beim Wiegen betrügen konnte".
Beim ersten Hearing lacht sich der Arbitrator einen Ast, er konnte es gar nicht verstehen, wie jemand so dreist sein konnte, und der Zauber war auch schon vorbei, die Klage abgewiesen, bevor sie richtig begonnen hatte. Aber was mich enttaeuscht hatte war die menschliche Seite. Fuer 20 Jahre war er bei uns und wuchs vom vom Jungen zum Mann, und nun stellte sich heraus er hatte uns auch "abgezockt". Jory hatte sich nach dem Hearing bei meiner Frau entschuldigt, ich selbst war vorher schon rausgegangen, weil mich die ganzen Lügen und krampfhaften Versuche was rauszuquetschen, angekotzt hatten. Meine Frau hatte ihnen am Schluß noch 2000 Pesos für die Heimfahrt gegeben und sich von ihnen schriftlich bestätigen lassen, dass sie nie mehr irgendwelche finanziellen Ansprüche stellen werden.
Ich bin sehr traurig damals.
Irgendwie hoert sich die ganze Story "maerchenhaft" an, und es war mal wieder ein "philippinisches Maerchen", aber solche Maerchen koennen auch Kopfschmerzen bereiten und noch lange negativ nachwirken. Zu erwähnen wäre noch, dass keiner aus unserer Familie und von denen jemals wieder ein Wort zusammen gewechselt haben.
[Bild: https://www.philippinenforum.net/forum/i...pwZw%3D%3D]
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Ich habe bei weitem nicht die Erfahrung wie andere. War ja nur während meines Urlaubs 2, 3x im Jahr dort - über einen Zeitraum von 13 Jahren.
Aber diese Art habe ich trotzdem öfter gehört, gesehen, erlebt. Es wird meist viel zu kurzfristig gedacht. Jetzt schnell abzocken und ein paar Peso machen. Aber die langfristige Perspektive aus den Augen verlieren. Wirklich traurig.
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Nun erzähle ich erneut eine alte Geschichte, die von einigen hier schon angesprochen wurde.
Neidfaktor oder Ärger auf der Farm
1. Teil
Anfang der 90er Jahre (genau genommen waren wir am 6.1.1990 angekommen) hatten wir in Bukidnon begonnen eine Farm aufzubauen um unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Schliesslich hatte die Bergbau Geschichte auf Dinagat in einem Debakel (das ich auch mal erzählen werde im Detail) geendet ohne unser Verschulden und essen mussten wir; zudem hatten wir zwei kleine Kinder zu ernaehren. Aber die eigentliche Geschichte beginnt erst mit dem Ärger, wobei der vorangehende Teil auch sehr interessant ist.
Die Farm lief nach anfaenglichen Schwierigkeiten - koennte man als Geburtswehen bezeichnen - recht gut und der Bedarf stieg fast woechentlich. Da wir nicht alles selbst pflanzen konnten ohne die Uebersicht zu verlieren, hatten wir begonnen auch andere Farmer zu finanzieren. Das hiess wir gaben ihnen Duenger, Chemikalien und Samen, und sie pflanzten fuer uns und bekamen den Erloes abzueglich der Investition und 1 Peso pro Kilo Finanzierungskosten.
Im Sommer 1993 stand bei einem unserer finanzierten Farmer die Broccoli Ernte an und wir gingen also nach der Ernte zu dem Farmer um unseren Broccoli abzuholen und gleichzeitig auch abzurechnen wie es ueblich war. Unser Preis war generell hoeher als die Preise der Haendler, die direkt von den Bauern zu Farmgate Preisen kauften. Trotzdem weigerte sich der Farmer uns das Produkt zu ueberlassen, er war uebrigens Igorot, die in Bukidnon haeufig zu finden waren, da sie seit Ende der 60er Jahre unter Marcos umgesiedelt worden waren und wollte seine Ernte selbst nach Cagayan de Oro bringen. Dies verstiess natuerlich gegen die Abmachung, die wir hatten. Mein Schwager wurde ziemlich deutlich und wohl auch etwas lauter, ich selbst hielt mich zurueck, da man als noergelnde Langnase bei Filipinos keinen Blumentopf gewinnen kann. Es dauerte keine fuenf Minuten, da kam der Barangay Captain auch ein Igorot aus seinem Haus gestuermt mit seiner Schrotflinte unter dem Arm. Er schrie: What are you doing to my people? und drueckte ab. Neben mir rauschten die Schrotkugeln ins Blattwerk des Mangobaumes unter dem wir verhandelt hatten.
Hallooooo wo sind wir denn? Ich dachte der wilde Westen haette mich eingeholt.
Ein anwesender Kagawad, der eigentlich zum Schlichten gekommen war, stellte sich sofort vor mich und redete auf den Barangay Captain ein. Der zog nach einigem unverstaendlichen Geschrei samt seiner Schusswaffe ohne ein weiteres Wort ab. Die Verhandlungen mit dem Farmer nahmen nach diesem Vorfall ein schnelles Ende und wir schauten vorerst in die Roehre.
Das sollte aber nicht das Ende des Vorfalles sein, denn natuerlich eskalierte die Geschichte im Lauf der kommenden Wochen und Monate.. Daheim diskutierten wir ueber das Geschehene und wollten das nicht auf uns sitzen lassen und einfach nur hinnehmen. Meine Frau ist eine kaempferische Natur und hatte sich ja im Fruehjahr 1991 schon mal kraeftig mit dem Barangay Secretär angelegt. Wir entschlossen uns zur Anzeige und fuhren noch am gleichen Nachmittag nach Lantapan zur Polizei, um das ganze vorlaeufig erst mal aktenkundig zu machen. Allerdings gingen wir nicht sofort zu einem Rechtsanwalt.
Wir beschaeftigten damals ueber 80 Leute auf der Farm und nachdem der Barangay Captain von unserer Meldung bei der Polizei gehoert hatte, fing er an unsere Mitarbeiter aufzuhetzen mit dem Ergebnis, dass eine Woche spaeter 23 unserer Arbeiter einfach aufhoerten ohne ein Wort zu sagen. Kamen eben einfach nicht mehr zur Arbeit. Sicherlich nicht richtig, aber aus deren Sicht oder besser der Sicht des Barangay Captain gesehen, sehr effektiv.
Die Antwort auf die Hetze kam dann auch in kurzer Zeit vom Arbeitsgericht in Malaybalay in Form einer Klage.
Zwei Tage danach waren wir wieder zur Auslieferung unseres Gemuese in Cagayan und dort gingen wir dann zu einem Anwalt, um die Anzeige in die Wege zu leiten. Es handelte sich dabei um Attorney Rabanes auch als Chop Chop Rabanes bekannt, da er Zeugen vor Gericht regelrecht auseinander nahm. Der bereitete die eidesstattlichen Versicherungen vor und fuhr mit uns nach Bukidnon, um auch die Aussagen der ganzen Zeugen zu hoeren und sogenannte Affidavits vorzubereiten. Zwei Tage spaeter mussten wir dann alle vor dem Staatsanwalt in Malaybalay erscheinen und unsere Aussagen dort wiederholen und beschwoeren. Die Angelegenheit war ins Rollen gekommen und sollte ein Eigenleben annehmen, das wir uns ueberhaupt nicht vorstellen konnten.
Fortsetzung folgt..
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2. Teil
Einige Tage spaeter fuhren meine Frau, mein Schwager und ich nach Malaybalay zum ersten Hearing bei der DOLE, (Department of Labor and Employment sozusagen das philippinische Arbeitsamt) um auf die Klage der 23 Arbeiter zu antworten. Als wir dort ankamen standen unsere Ex-Mitarbeiter zusammen mit na wem? Jaaaaaaa, dem Barangay Captain, vor dem Gebaeude und warteten auf den Beginn der Verhandlung. Wir gingen nach oben und warteten dort auf den dafuer vorgesehenen Baenken. Damals durfte man auch noch rauchen in oeffentlichen Gebaeuden, damit fiel das laestige gelegentliche nach draussen Rennen zum Rauchen weg. Kurze Zeit spaeter kam der Arbiter (so eine Art Schiedsrichter aber am Ende auch Arbeitsrichter) und stellte sich vor. Er fragte nach dem Klaeger und mein Schwager ging nach unten um den Leuten dort Bescheid zu sagen, dass es losginge. Die kamen nach oben und gingen alle in den Saal damit es beginnen koenne, aber ich hatte natuerlich sofort den ersten Protest parat:
Was zum Teufel macht er hier? fragte ich auf den Captain deutend. Der Arsch hat mit der ganzen Sache ueberhaupt nichts zu tun! und zeigte dabei deutlich meine Wut, was den Arbiter veranlasste, nach den Gruenden meiner Wut zu fragen, die ich ihm auch sehr blumig verklickerte und er zeigte zu meiner Ueberraschung Verstaendnis dafuer. Er forderte den Captain auf den Saal zu verlassen, was wiederum ihm Proteste entlockte. Er meinte, dass die Farm ja nicht mir, sondern meiner Frau gehoere und damit haette ich kein Recht bei der Verhandlung dabei zu sein. Im Gegenzug verwies ich auf mein Recht als Ehemann und im nu war das tollste Shouting Match im Gange. Der Captain schrie, der Arbiter schrie, ich schrie, mein Schwager schrie, einer der Arbeiter schrie, kurzum wir hatten in kuerze das Hearing in ein Chaos verwandelt.
Der Arbiter machte kurzen Prozess und warf den Captain und mich aus dem Saal. Der Captain grinste sich eins, ich mir auch und wir warteten geduldig auf das Ende der Verhandlung. Geredet haben wir natuerlich kein Wort miteinander.
Nach etwa einer Stunde kamen alle Beteiligten aus dem Saal und wir gingen in ein Restaurant zum Mittag essen. Dort erzaehlte mir meine Frau von den verschiedenen Anschuldigungen der Arbeiter wie Underpayment of Wages, no Holiday Pay, no SSS und noch einiges mehr. Natuerlich hatte meine Frau alles abgestritten, und der Arbiter verlangte von uns fuer das naechste Hearing zwei Wochen spaeter die Payroll um zu sehen, was da geschrieben steht Auch die Quittungen von der SSS sollten wir mitbringen.
Wir hatten gerade fertig gegessen, da betrat der Buergermeister (Mayor) von Lantapan das Restaurant. Einige Minuten spaeter kam er zu uns an den Tisch und fragte, ob wir die Klage nicht zurueckziehen koennten. Schliesslich war der Captain ja in derselben Partei mit ihm, und so musste er schon Unterstuetzung leisten. Unsere Antwort war kurz und buendig: Nur wenn die Klage vor dem Arbeitsgericht zurueck gezogen wuerde und der Captain sich oeffentlich bei mir entschuldigen wuerde. Der Mayor meinte, warum er sich denn entschuldigen sollte und was das mit dem oeffentlich zu tun habe und ob das denn unbedingt sein muesse, worauf ich sagte, dass er ja auch oeffentlich auf mich geschossen habe und ich darauf bestehen wuerde. Was? fragte nun der Mayor verduzt. Was heisst er hat geschossen? und ich erzaehlte ihm die ganze Geschichte. Dem Mayor wurde die Geschichte vom Captain natuerlich so erzaehlt, dass einer meiner Leute geschossen haette. Nun ich hatte ja wegen des Hearings bei der DOLE die ganzen Unterlagen dabei und gab dem Mayor zwei der eidestattlichen Versicherungen zu lesen, beide waren nicht von Familienmitgliedern abgegeben worden. Das stellte ihn erst mal ruhig und er verabschiedete sich mit den Worten, er wuerde das mit dem Barangay Captain besprechen.
Beim zweiten Hearing vor dem Arbiter zwei Wochen spaeter blieben der Captain und ich draussen sitzen aber schon nach fuenf Minuten rief mich der Arbiter in den Saal. Er pruefte gerade die Payroll und da ich sie gefuehrt habe, hatte er einige Fragen an mich. Nachdem ich alles beantwortet hatte, pruefte er die Daten wegen Feiertagen und Sonntagen. Zum Glueck gab es damals nicht so viele Feiertage und wir hatten unsere Auslieferungen eh so gelegt, dass Sonntagsarbeit nicht noetig gewesen war. Als er fertig war, meinte er, er koenne keine Verletzungen des Arbeitrechtes erkennen und riet den Klaegern die Klage zurueck zu ziehen. Worauf die aber heftigst protestierten und behaupteten, dass die Payroll gefaelscht sei. Auf die Frage hin, ob sie Beweise haetten, meinte der Sprecher der Arbeiter, uebrigens ein Farmer, den ich frueher mal finanziert hatte und der mir heute noch 28500 Pesos schuldet, dass ihre einstimmige Aussage zu dieser Behauptung ja wohl Beweis genug sei. Das wiederum verneinte der Arbiter mit der Bemerkung, sie haetten die Payroll ja unterschrieben. Es ging hin und her und der Arbiter brach die Sitzung um 12 Uhr ab und setzte einen neuen Termin 3 Wochen spaeter.
Etwa zwei Wochen spaeter bekamen wir ueber Funk die Nachricht von unserem Anwalt, dass der Staatsanwalt die Klage wegen Illegal Posession of Firearms abgewiesen hatte, da die Waffe nicht vorgelegt werden koenne, aber die Klage wegen Illegal Discharge of Firearms akzeptiert worden war und ein Haftbefehl gegen den Captain ausgestellt worden war. Die Kaution war auf 6000 Pesos festgelegt worden. Die Logik dieser Entscheidung bleibt mir bis heute verborgen: Wie kann es ohne Waffe eine Klage wegen Illegal Discharge geben oder umgekehrt wie es bei Zulassung der Klage eine Zurueckweisung der Illegal Posession geben konnte. Das verstehe nun wer will.
Wir waren nun neugierig, was der Captain und der Mayor sein Spezi als naechstes tun wuerden.
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3. Teil
Bereits zwei Tage spaeter erschien der Barangay Captain vor Gericht um seine Kaution zu bezahlen um damit den Haftbefehl voruebergehend ausser Kraft zu setzen. Wie wir spaeter erfuhren, hatte der Mayor das Geld vorgeschossen.
Beim naechsten Liefertermin in Cagayan de Oro ging ich zu dem damals neu eroeffneten National Bookstore und kaufte mir den Labor Code of the Philippines um mich in den naechsten Tagen selbst auch genauer ueber die rechtliche Lage zu informieren. Wir hatten zwar Chop Chop Rabanes auf unserer Seite, aber ich haette eben selbst ganz gerne gewusst, was Sache ist. Beim genaueren Studium des Labor Codes fand ich ein interessantes Gesetz. Es war im Jahr 1989 von Cory implementiert worden und gab Unternehmen, die sich in laendlichen Gebieten niederliessen die Moeglichkeit Steuerfreiheit fuer 5 Jahre zu beantragen, solange der Antrag vor dem 14.12.1994 bei der DTI eingeht. Auch alle Government Fees wie z.b. DTI (Department of Trade and Industries) oder die Gebuehren fuer das Business Permit waren fuer diesem Zeitraum ausser Kraft gesetzt worden. Nun dachte ich mir, das ist ja mal was sehr positives und tanzte am naechsten TAG mit allen benoetigten Papieren zusammen mit meiner Frau in der Municipal Hall von Lantapan an. Wie erwartet hatte dort keiner etwas von dem Gesetz gehoert, aber ich hatte den Labor Code dabei und der Cashier war gierig auf die Gebuehren von 1000 Pesos und meinte das DTI entscheidet das sowieso am Ende. Wir bezahlten bei ihm die noetigen Gebuehren fuer das erste Jahr und warteten nun auf die Genehmigung. Tja Pustekuchen, der Mayor lehnte es ab was er nicht durfte aber seine Unterschrift wurde benoetigt, damit das DTI uns als CBBE (Countryside and Barangay Business Enterprise) eintragen konnte. Und diese Unterschrift verweigerte er uns. Ueber Funk verstaendigte er uns, dass er in dem Moment unterschreibt, in dem wir die Klage gegen seinen Punong Barangay zurueck ziehen wuerden. Wollten wir nicht und ich dachte mir: Dich krieg ich du alter Sack!
Drei Wochen spaeter fuhr der Buergermeister zu einem Treffen aller Mayors in Manila und sollte fuer 10 Tage nicht hier sein. Der Cashier, der dem Mayor nicht gewogen war, sowie der Vice-mayor, der natuerlich fuer die kommenden Wahlen eigene Ambitionen hatte, waren unsere Schluesselfiguren in diesem Spiel. Wir fuhren also nach Lantapan, der Cashier brachte uns zum Vice-Mayor und erklaerte es ihm, natuerlich ohne zu sagen, dass der Buergermeister die Unterschrift verweigert hatte. Der Vice-mayor unterschrieb und Bingo, wir hatten was wir wollten. Als drei Wochen spaeter die Genehmigung vom DTI kam und ueber den Tisch des Mayors lief, war der natuerlich stinksauer, aber das war auch alles was er sein konnte, denn es war ein "done deal". Wir waren das erste CBBE Unternehmen in Lantapan und das zweite in Bukidnon, obwohl es das Gesetz damals fast schon vier Jahre gab.
In den naechsten zwei Monaten gab es drei weitere Hearings, allerdings endeten alle wie das Hornberger Schiessen da die DOLE in Malaybalay eben nur zu schlichten versuchte und keine Befugnisse fuer eine definitive rechtliche Entscheidung hatte. Das muesste zu einem spaeteren Zeitpunkt vom Department of Labor and Employment in Cagayan gemacht werden, aber noch war der Arbiter nicht gewillt, den Fall weiterzuleiten. Das waere wie eine Aufgabe fuer ihn gewesen.
Dann kam der naechste Schuss vor unseren Bug. Der Buergermeister implementierte eine Ordinance nach der jeder fuer sogenannte "high valued crops" fuenf Pesos pro Kilo bei der Town abzuliefern haette. Natuerlich waren nur Produkte auf der Liste, die wir damals als einzige produzierten. Alles klar? Aber der gute Mayor hatte etwas wichtiges vergessen: Er vergass, dass das CBBE Certificate uns nicht nur von den Steuern befreite, sondern auch von allen anderen Gebuehren, die von irgendeiner Regierungsbehoerde erhoben werden, national wie lokal. Nun beim ersten Versuch am Checkpoint zu kassieren, praesentierten wir unser Zertfikat und es gab hitzige Diskussionen, bis der Mayor selbst kam und meinte solange wir nicht zahlen, koennen wir nicht passieren. Wir machten ihn darauf aufmerksam, dass wir ihn in die volle Verantwortung fuer alle entstehenden Schaeden nehmen wuerden, wenn er uns nicht passieren liesse. Zudem machte ich ihm unmissverstaendlich klar, dass ich mich ueber ihn beim Governor beschweren werde, da er ja nun selbst bestehende Gesetze verletzen wuerde. Der Mayor wusste, dass ich dank Buttoy, einem sehr guten Freund, gute Beziehungen ins Kapitol hatte und gab zaehneknirschend nach.
Die Zeit strich vorbei und es kam zum Arraignment im Municipal Trial Court von Lantapan, das erst alles unwichtigere erledigen sollte, bevor die Sache weiter ging an das Regional Trial Court in Malaybalay. Attorney Rabanes fand das etwas merkwuerdig, meinte aber, wir sollten deren Spiel vorerst mitspielen. Wie erwartet bekannte sich der Barangay Captain nicht schuldig und das war dann auch schon das erste Hearing in dieser Angelegenheit.
Durch das Fehlen von Arbeitskraeften nur einige der alten waren uns treu geblieben darunter Bano, wohl unser loyalster Mitarbeiter neben Judith und Luisa und unserem Agronom importierte meine Frau Arbeitskraefte aus ihrem Heimatdorf. Die nicht klagenden Arbeitskraefte waren durch die Eskalation der Angelegenheit zwischen dem Captain und uns aus Angst der Arbeit ferngeblieben. Bano war nun Vorarbeiter auf unseren Feldern in Victory und der Agronom war fuer die Pflanzungen in Maagnao verantwortlich. Allerdings waren die Arbeiter aus Dinagat mit der Landwirtschaft nicht sonderlich vertraut und mussten angelernt werden. Das sollte uns noch eine Menge Geld kosten.
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Geschlecht: Männlich
Philippinenerfahrung: Habe dort gelebt (mindestens 1 Jahr)
Hauptwohnsitz (Stadt): Friedland
ID geprüft: Nein
Mit den neuen Mitarbeitern aus Dinagat lief anfaenglich alles sehr zaeh und wir konnten nicht genug Gemuese produzieren. Bano produzierte zwar erstklassig in Victory aber unser Agronom baute nur Mist und es kam von seinem Ende einfach nicht genug. Man muss aber dazu wissen, dass unser Agronom Landwirtschaft studiert hatte, wogegen Bano nur die zweite Klasse Grundschule erreicht hatte und praktisch Analphabet war. Ein dickes Diplom muss nicht immer was taugen. Aber Bano ein Talaandig hatte halt von klein auf immer auf Gemuesefeldern gearbeitet und wusste einfach was zu tun war. So blieb uns nichts anderes uebrig als Gemuese zuzukaufen um zumindest unsere Kunden zufrieden zu stellen. Auf Neukunden Werbung verzichteten wir.
Wir hatten ja noch einiges finanziert aber es kam nun, was kommen musste, man gab uns nicht mehr was uns zustand. Raul, der sich zum Sprecher der klagenden Arbeiter aufgeschwungen hatte, verweigerte uns die Atsal Ernte (eine Art spitze Paprikaschoten mit sehr harter Haut) und Pedro lieferte sein Kraut nicht mehr an uns, sondern brachte es selbst nach Cagayan de Oro City. Wir beschwerten uns schriftlich beim 1. Kagawad, der Captain kam dafuer selbstverstaendlich nicht in Frage, und es gab auch ein Hearing, wobei Pedro und Raul der Meinung waren, sie muessten uns nichts geben, da wir uns ja mit dem Captain ueberworfen hatten und wenn sie lieferten, waere der auch sauer auf sie. Nun mit Pedro gab es eine Einigung, aber mit Raul nicht. Deswegen schuldet er uns immer noch die damalige Finanzierung in Höhe von umgerechnet guten 2000 DM, die wir natuerlich schon vor vielen Jahren abgeschrieben haben. Wir liessen Pedro sein Kraut nach Cagayan liefern, dort gab er uns was wir fuer unsere Kunden brauchten und den Rest wuerde er uns in bar bezahlen, was er auch gemacht hat. Sogar Wilson ein Igorot - der uns seit ueber zwei Jahren Sellerie geliefert hatte, machte einen Seitensprung nach Cagayan und bekam dort fuer seine Ernte nur 8 Pesos pro Kilo. Wir hatten ihm immer 35 Pesos bezahlt und er kam sehr schnell zurueck und belieferte uns weiter. Er war auch der einzige Igorot, der uns gegenueber dem Captain verteidigte.
Mit den neuen Mitarbeitern ging die Ernte zurueck und wir entschlossen uns zu verkleinern d.h. wr konzentrierten uns auf die Gemuesesorten, bei denen die Konkurranz am kleinsten war und der Bedarf am hoechsten. Alles andere wollten wir nicht mehr pflanzen sondern lediglich dazu kaufen. Wir schickten also etliche der neuen Mitarbeiter heim und behielten nur diejenigen, die sich gut eingearbeitet hatten und natuerlich unsere loyale alte Mini Crew wie Bano, Luisa und Judith. Auch den Agronomen schickten wir nach Hause, da seine Leistung sein Gehalt in keiner Weise rechtfertigte. Landvorbereitung wurde nur noch per Pakiaw Vereinbarung gemacht d.h. ein fester Preis wurde fuer die Arbeit ausgemacht und eine Frist zur Fertigstellung gesetzt. Gezahlt wurde nach Abnahme der geleisteten Arbeit. Das klappte soweit ganz gut. Zwar verdienten wir doch um einiges weniger, aber es war genug um komfortabel zu leben und auch einiges auf die Seite zu legen.
Der Fall vor dem Arbeitsgericht zog sich hin mit wenigstens zwei Hearings pro Monat, an denen nur meine Frau und mein Schwager teilnahmen. Ich selbst ging nur gelegentlich mit. Nach der 13. Verhandlung gab der Arbiter auf und leitete die ganze Angelegenheit an das Regional Office in Cagayan weiter. Zuletzt war nur noch Raul bei den Hearings erschienen immer begleitet vom Captain, der sich aber ansonsten geflissentlich zurueck hielt, auch im Dorf.
Es ging auf Weihnachten zu und vorerst hoerten wir vom Arbeitsgericht gar nichts mehr.
Nach dem Arraignment des Captains folgten nun die 1. und 2. Pre-trial Konferenz, in der Antraege der Anwaelte gehoert wurden usw, aber es geschah nichts Wichtiges. Alles duempelte mehr oder weniger vor sich hin. So gingen wenigstens Weihnachten und Neujahr friedlich vorbei und 1994 wuerde uns hoffentlich besseres bringen als das alte Jahr.
Im Februar war der erste Verhandlungstag angesetzt worden, aber hier wiederholte sich nur, was in Malaybalay schon geschehen war, die ganzen Unterlagen wurden geprueft, die Aussagen wurden gehoert, wobei aber nur 4 der 23 ueberhaupt nach Cagayan gekommen waren um ihre Aussage zu machen. (Spaeter erfuhren wir, dass der Captain ihnen die Fahrt bezahlt hatte, sonst waere gar keiner gekommen) Das zog sich ueber Monate hinweg mit einem Hearing nach dem anderen.
Die Zeugenaussagen fuer den Captain im Gericht von Lantapan, die ueberwiegend von Leuten gemacht worden sind, die nicht dabei waren, beschraenkten sich in erster Linie darauf zu sagen, sie haetten keinen Schuss gehoert. Klar hatten sie keinen gehoert, schliesslich waren sie nicht dabei gewesen. Der Kagawad, der sich vor mich stellte, behauptete in seinem Affidavit, dass er zu der Zeit auf seinem Feld gewesen war und sich alleine schon deshalb nicht vor mich hätte stellen können. Falschaussagen sind also gang und gaebe, auch vor Gericht, sind aber nach philippinischem Strafrecht auch unter Strafe gestellt. Allerdings stellte die Richterin einige unangenehme Fragen an den Captain, der die Unterschiede in den Zeugenaussagen natuerlich nicht erklaeren konnte (wollte), da er ja wusste, dass seine Zeugen die Unwahrheit sagten. Chop Chop Rabanes war recht zufrieden mit dem bisherigen Verlauf und meinte die Richterin sei wohl doch mehr geneigt unseren Zeugen zu glauben.
Der Arbeitsrichter in Cagayan de Oro sagte nach dem 23. Verhandlungstag (einschliesslich Malaybalay), dass es keine weiteren Hearings mehr gaebe und er nun eine Entscheidung treffen wuerde, die uns schriftlich mitgeteilt werde. Im Sommer 1994 kam der Brief vom Arbeitsgericht und die Klage war in allen Punkten zurueck gewiesen worden. Wir liessen das natuerlich sofort Judith und Luisa lesen und wussten, dass der Inhalt des Briefes in kuerzester Zeit von allen Betroffenen zur Kenntnis genommen wuerde. Es dauerte auch keine 10 Minuten, da kam einer der alten Mitklaeger vorbei und entschuldigte sich und wollte wieder eingestellt werden. Allerdings hatten wir uns schon bei Einreichen der Klage entschieden, dass keiner von den 23 je wieder fuer uns arbeiten wuerde und sagten ihm das auch. Einige lamentierten und meinten sie haetten das Angebot meiner Frau, das die beim 3. Hearing machte, annehmen sollen. Meine Frau hatte damals jedem Mitarbeiter 500 Pesos Abfindung angeboten, wenn sie die Klage zurueck zoegen. Damit war dieses Kapitel des Streites zu Ende gegangen.
Bei der 3. Pre-trial Konferenz passierte dann etwas unerwartetes. Der Captain entschuldigte sich in der Oeffentlichkeit der Verhandlung, bei der immer der Mayor und etliche andere lokale Politiker teilgenommen hatten, bei mir. Meine Frau, mein Schwager und ich berieten uns kurz und entschlossen uns die Klage zurueck zu ziehen, nicht weil wir vielleicht nicht gewonnen haetten, sondern weil wir insbesondere ich lieber Frieden im Dorf haetten. (Meine Frau dachte da viel philippinischer und fuer sie war das ganze noch nicht zu Ende) Der Captain entschuldigte sich ein zweites mal öffentlich beim naechsten Barangay Meeting drei Wochen spaeter.
Der Captain und ich schuettelten uns die Haende und damit war der Aerger auf der Farm vorbei. Allerdings wurde unser Verhaeltnis nie mehr so gut, wie es vorher gewesen war.
Einige Jahre spaeter, hatten wir dann von einem Kagawad erfahren, dass der Capain sehr neidisch auf uns war, kamen wir doch in die Berge von Lantapan ohne jede Erfahrung und pflanzten von Anlaufschwierigkeiten abgesehen erfolgreich Gemuese und verdienten gut dabei. Und er, der seit 1969 auf seiner Farm herum gewurschtelt hatte, konnte so gerade mal den noetigsten Lebensunterhalt sichern.
Damit duerfte sich auch die Ueberschrift dieser Erzaehlung erklaert haben.
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